Im Kaukasus gibt es kaum Wege und Karten. Die Sofia, der höchste Gipfel im Hintergrund, ist rund 4.000 Meter hoch. | © Jonas Häring

Birnenlimo und Sofia

Russland-Austausch 2018

01.06.2022

Zwei Wochen im unbekannten Russland, im muslimisch geprägten Teil des Kaukasus. Klingt aufregend. Und war es auch. 2018, zwei Jahre nach ihrem Jordanien-Abenteuer, zogen die JDAV-ler aus Regensburg ins nächste Abenteuer. Und nahmen am Austauschprogramm mit jungen Sportlerinnen und Sportlern aus Russland teil.

“Der Berg im Hintergrund heißt Sofia und ist um die 4.000 Meter hoch”, erklärt Jonas Häring, als er mir die Bilder des Jugendaustausches mit Russland zeigt. “Um die”? Was soll das bedeuten? “So genau weiß das niemand, es gibt von dem Gebiet im Kaukasus, in dem wir waren, kaum Karten und Wege.”

Wie kam es dazu, dass Jonas, Max Brauneis, Michi Mühlbauer und Michi Seidl in den kaukasischen Bergen kletterten? Der DOSB und die Deutsche Sportjugend starteten einen Aufruf, den der JDAV an die Sektionen weiterleitete. Dass die Regensburger unter der Federführung von Michi Seidl da mitmachen wollten, war schnell klar. "Wir hatten Glück", so Jonas, "dass wir nicht einem Partner aus dem Großraum Moskau zugeteilt wurden, sondern bei Ibragim und der Universität der Stadt Karachayevsk im Kaukasus landeten."

Abenteuer Kaukasus
Im Mai 2018 landete die fünfköpfige Truppe – Julia aus Frankfurt war noch mit dabei – am kleinen Flughafen. Es sollte in den kommenden beiden Wochen nicht nur eine große Sightseeing-Tour für sie geben, sondern auch eine Bergsteigerausbildung im beinahe unerschlossenen Kaukasus gemacht werden.  

Das Bild mit der Sofia im Hintergrund stammt von der Abschlusstour der Bergsteigerausbildung: Aufstieg über 45° Wiese und Schneefelder, oben Gratklettereien. "Unser Basislager der Bergsteigerausbildung lag in einem Hochtal", erzählt Jonas. Neben der bergsportlichen Herausforderung galt es für die Regensburger vor allem eine Barriere zu überwinden: die Sprachbarriere. "Gott sei Dank war Julia dabei, die dank ihrer russischen Eltern übersetzen konnte", so Jonas. “Mit Englisch oder Deutsch kam man nicht weit – nur ein Moskauer Student im Bergsteigercamp konnte ein bisschen Deutsch.” Besonders spannend fand Jonas, die Kultur und die Menschen im muslimisch geprägten Gebiet kennen zu lernen: die Studentenparty mit Birnenlimo und Tanz, die traditionelle Schlachtung eines Schafes, die herzliche Gastfreundschaft.

Sommer in Regensburg
"Im Sommer August 2018 kamen die Russen dann zu uns", erzählt Jonas weiter. Zum Ziel haben sich die Regensburger Jugendlichen gesetzt, ihnen das Klettern mit unseren Sicherheitsstandards beizubringen und unsere Kultur näher zu bringen. "Da alle bergsportlich recht fit waren, vor allem auch Knoten sehr gut konnten, konnten wir es ihnen recht schnell vermitteln", erzählt Jonas rückblickend. Gemeinsam schipperten sie nach Kelheim, wanderten von der Befreiungshalle zum Donaudurchbruch und fuhren mit dem Schiff wieder zurück. Und sie kletterten viel, unter anderem in Franken und in Kallmünz. 2019 hat man dann überlegt, wieder einen Austausch zu organisieren, doch Corona - und nun der Krieg - kam dazwischen.