© DAV / Tobias Hipp

Eine Bergfahrt mit dem Münchner Bergbus

30.08.2023

Einmal den Münchner Bergbus ausprobieren.  Diese Idee treibt mich schon länger um. Die dazu notwendige Reisezeit hat mich allerdings bisher immer abgeschreckt. Da muss der Tag schon perfekt sein, damit sich das Sitzen in Zug und Bus einigermaßen lohnt. Nachdem fast jedes Wochenende etwas anderes geplant hatte, oder die Wetterprognose nicht so erfreulich war, habe ich die Idee vor mir her geschoben. Am Donnerstag vor dem 13. August 2022 war klar: Jetzt wird’s was.

Die Tour mach ich alleine, für die Reisestrapazen zieh ich niemanden mit rein, war mein Gedanke. Ticket buchen und voller Freude feststellen, dass der Bergbus im August schon mit dem 9-€-Ticket bezahlt ist Eine für mich überraschende Sonderaktion. Dann kam die Tourenplanung. Es sollte eine Überschreitung werden mit Ausgangspunkt Aschau. Entweder über die Kampenwand rüber nach Marquartstein, oder über den Weitlahnerkopf und Geigelstein rüber nach Ettenhausen. Über den Weitlahnerkopf bin ich noch nicht gegangen und somit hatte diese Strecke für mich den größeren Reiz. Bei der Zeitplanung stellte ich fest, dass alles zu Fuß gehen recht knapp und anspruchsvoll werden könnte. Naja wenn die Anreise schon so günstig war, dann springt auch noch die Seilbahn Auffahrt zur Kampenwand raus. Noch 3 Liter Getränke und etwas Verpflegung einpacken, denn eine Einkehrmöglichkeit unterwegs war nicht sicher.  Damit war die Planung komplett.

Die Anreise: Samstag früh um 5:13 Uhr in den Zug einsteigen und kurz nach 7 in München ankommen. Mit der U-Bahn noch rüber zum Ost-Bahnhof fahren. Die Haltestelle vom Bergbus suchen. Der fährt gerade vor. Dann beginnt der Papierkram. DAV-Ausweis, Bergbus-Ticket und Bayernticket vorzeigen. Ich war vorbereitet und hatte alles zur Hand. So konnte ich als einer der ersten einsteigen. Höchster Respekt für den Busfahrer, mit welcher Geduld er mit der Umständlichkeit vieler anderer Mitreisenden umgehen konnte. Kaum einer hatte alle drei Nachweise sofort zur Hand und kramte in den Apps oder im Rucksack um alles zu finden. Um 8:10 Uhr fuhr der Bus dann los. Ankunft in Aschau um 9:20 (geplant 9 Uhr).

Spätestens jetzt wurde mir die Bedeutung der Worte des Busfahrers beim Einsteigen klar; „30 min Verspätung sind normal, auch bei der Rückfahrt.“ Der Bergbus war gut voll. Die paar, mit denen ich gesprochen hatte, waren jeweils das erste Mal mit dem Bergbus unterwegs. Und nicht alle nutzten den Bus für eine Bergwanderung. Sondern eher für einen Ausflug ins Gebirge ohne wirklich groß wandern zu wollen.

Unterwegs: Für die geplante Strecke hatte ich nun Zeit bis 16:45 Uhr um bis zur Talstation der ehemaligen Geigelsteinbahn in Ettenschlag zu kommen. Seilbahn-Ticket kaufen und zur Kampenwand auffahren. Ein Runde Fotos machen. Um 9:45 Uhr durften die Stöcke erstmals ins Gelände stechen. Vorhin an der Seilbahn waren noch viele Menschen um mich. Aber jetzt unterwegs auf meinem Steig war ich alleine. Über die Kampenwand hätte ich sicher mehr Gesellschaft gehabt. Insofern freue ich mich nochmal über meine Tourenwahl und die Einsamkeit.

Heiß wird es heute und ich bin dankbar, dass der Steig ein gutes Stück im Wald verläuft. Erst ab dem Dalsensattel gibt es keinen Schatten mehr. Und die ersten 350 Hm steiler Aufsteig zum Weitlahnerkopf unter der heißen Sonne waren ziemlich schweißtreibend. Zum Glück waren dann die nächsten 200 Hm wieder im Bergwald. Hier erst treffe ich wieder Menschen, die schon wieder unterwegs ins Tal sind. Noch eine kleine Kletterei und der Gipfel des Weitlahnerkopf (1.615 m) ist um 12:10 Uhr erreicht.

Zeit für eine Brotzeit und eine herrliche Rundumsicht. 15 min Aufenthalt und weiter geht’s. Ein schöner Steig vorbei an der Rossalm. Dann unterm Rossalpenkopf in einer Latschenschneise steht eine Gruppe von 10 Personen. „Wissen „Sie“ wo es hier zum Geigelstein geht?“. Darauf meine Antwort: „Also ich bin der Sigi und der Geigelstein ist da, wo ich jetzt hingehe“. Damit hatte ich bis zum Gipfel eine größere Gefolgschaft gewonnen.

Um 13:30 Uhr war der Geigelstein (1.808 m) erreicht. Hier ist gut was los. Ein ständiges Kommen und Gehen. Und jeder freut sich hier zu sein an diesem schönen Tag. Ich erkenne niemanden aus dem Bergbus. Ich bin gut im Zeitplan und fühle mich einfach nur gut. Ein Kontrollblick in die Runde, was macht das Wetter?

Im Osten werden die Wolken größer. Der Wind zieht von Nord nach Süd, also keine Sorge, meine Strecke bleibt heute trocken. Eine ausgiebige Pause machen. Die Füße lüften und den Aufenthalt genießen. Einfach schee.
Um 14:00 Uhr starte ich den Abstieg. Es geht doch 1.200 Hm runter. Gut eine halbe Stunde später ist die Wirtsalm erreicht. Das wäre eine Einkehr. Aber jetzt schon wieder Pause machen? Es ist doch noch ein gutes Stück runter.

Ich hoffe, dass es weiter unten noch was gibt. Auf der halben Abstiegsstrecke kommt die Wursteiner Alm. Leider geschlossen. Dann mach ich eben eine kurze private Trinkpause. Wenig später das Berghotel Breitenstein, nicht mehr bewirtschaftet. Die Hoffnung auf eine Abfrischung im Schneiderhangraben staubt genauso wie das Bachbett. Ja aber sowas von trocken. Um 16:00 Uhr habe ich dann die Talstation der Geigelsteinbahn erreicht. Bewirtschaftung war früher. Leider. Zum Glück habe ich genügend zu trinken mit. Bis nach Schleching und wieder zurück für eine Einkehr, dafür wären die 45 min, bis der Bus kommt dann doch zu wenig. Also warten und resümieren der Wanderung.

14,5 km Strecke 850 Hm auf und 1650 Hm abwärts in 5:30 Stunden reine Gehzeit, alles im Wohlfühlbereich. Ich bin zufrieden. Warten: Unruhig wurde ich erst ab 17:00 Uhr. Der Bus ist noch nicht da. Ich erkenne nur eine weitere Wanderin, die ebenfalls auf den Bergbus wartet. Wie oft bist du denn schon mitgefahren, frage ich. Heute das erste Mal war die Antwort. Dann warten wir gemeinsam weiter und plaudern über den gelungenen Tag.
30 Minuten Verspätung sind normal, habe ich den Busfahrer noch im Ohr. Aber schon an der dritten Haltestelle? Naja in Schleching in der Post gäbe es bestimmt einen Schlafplatz, wenn der Bus nicht käme.

Rückreise: Um 17:15 Uhr, dann kommt der Bus. Jetzt kann ich mir noch die Strecke anschauen, die wir auch im Sinn haben für die erste Fahrt mit dem Regensburger Bergbus in 2023. Es dauert dann doch noch fast eine Stunde, bis die letzte Haltestelle in Aschau erreicht ist. Zu der Zeit sollte der Bus lt. Plan fast schon in München sein. 19:20 Uhr Ankunft in München Ost-Bahnhof. Wären wir pünktlich in München angekommen, hätte ich eine Stunde am Bahnhof warten müssen. Insofern war die Verspätung kein Schaden. Um 21:57 Uhr konnte ich dann trotzdem planmäßig daheim wieder aussteigen. Die Züge waren dank 9-€-Ticket gut voll. Unglaublich wie viele verschiedene Menschen man da trifft. Italiener, eine ukrainische Oma mit Familie, verschiedene andere Nationalitäten und eine Gruppe indischer Studenten. Mit anderen Worten: Die Heimfahrt war höchst unterhaltsam und eine nette Ergänzung zu einem schönen Bergtag.

Fazit: Der Münchner Bergbus ist eine super Einrichtung. Als Münchner wäre ich mindestens eine Saison nur damit beschäftigt, all die Tourenmöglichkeiten zu machen, die sich damit ergeben. Aus Regensburg ist die Verbindung allerdings schon grenzwertig umständlich. Aber eben nicht für nur 9,- €. Und noch dazu die beste mögliche Klimabilanz. Wenn auch das Verhältnis Zeit am Berg zu Zeit im Verkehrsmittel nicht gut wegkommt. Mich bestärkt das trotzdem das Regensburger Bergbus-Projekt weiter zu treiben. Die Reisezeit durch die direkte Verbindung aus Regensburg ist bestimmt eine Stunde schneller. In jedem Fall können wir ähnlich wie bereits in Augsburg eine klimafreundliche Reisealternative in die Berge anbieten. Ich hoffe auf eine große Nachfrage.

Siegfried Fischer