© DAV / Hans Herbig

Mit dem Zug in die Berge - ein Selbstversuch

29.08.2023

„Bergsport ist Motorsport“ - diese Erkenntnis ist nicht neu. Auch ich bin bisher mit dem Auto in die Berge gefahren. Dabei habe ich schon meistens darauf geachtet, dass früher mein 7-Sitzer oder jetzt der PKW voll ist. Allerdings bin ich auch nur zu zweit oder gelegentlich alleine gefahren. Damit wird sich das Weltklima nicht verbessern. Natürlich gibt es verschiede extreme Sichtweisen, mit denen man sich eine Rechtfertigung für das eigene Handeln zurecht legen könnte. Nachdem einige wenige Trainerkollegen gelegentlich mit Zug und Bus in die Berge fahren, wollte ich das für mich auch ausprobieren.

Ich wohne in Maxhütte-Haidhof. Hier haben wir einen Bahnhof, der tagsüber meistens alle 30 Minuten in beide Richtungen versorgt wird. Regensburg ist in ca. 25 Minuten erreicht. München in gut zwei Stunden. Von München ins Oberland geht es alle Stunde weiter. Manche Verbindungen sogar alle halbe Stunde. So komme ich in ca. 3,5 Stunden bis Tegernsee, Lenggries und in 4 Stunden bis Bayrischzell. Mit dem PKW geht das üblicherweise jeweils um ca. . eine Stunde schneller. Sogar Innsbruck ist mit dem EC in 4 Stunden erreichbar. Da wird der Vergleich mit dem Auto schon sportlich. Wenn ich also mindestens genauso lange wandern möchte als ich Zeit im Zug verbringe, ist die sinnvolle Reichweite für eine Tagestour schnell erreicht. Die Ziele beschränken sich somit auf die Bayerischen Alpen und den oberen Bayerischen Wald. Was heißt beschränken? Da geht eine ganze Menge!

Hier einige meiner Touren mit Zug und Bus seit Januar 2022:

Tagestour-Zielwanderung Anfang Januar

Zu viert zum Tegernsee mit Schneeschuhen am Rucksack. Die haben wir mangels Schnee gar nicht nutzen können. Über den Riederstein und Baumgartenschneid sind wir zum Schliersee gewandert und von da zurückgefahren.
Bayernticket - Kosten pro Wanderer 12,50 €

Tagestour-Zielwanderung Anfang März

Mit Bergfreund Alexander fuhren wir mit Zug und Bus zum Walchensee. Stiefelaufstieg zum Herzogstand. Überschreitung zum Heimgarten mit Schneeschuhen und Abstieg nach Ohlstadt. Rückreise von Ohlstadt. Bayernticket für zwei. Kosten pro Wanderer 19,- € komplett.

Mehrere Tage Ende März
Eine DAV-Weiterbildung in Obernberg am Brenner war in 6 Stunden erreicht. Am Zielort lag die Bushaltestelle direkt vor der Unterkunft. Auch die Rückfahrt dauerte so lange. Kosten 45,- € für die einfache Strecke. In Deutschland mit Bayernticket.

Mitte Mai, mit einer Gruppe 11 aus Personen in den Bay. Wald
Die Wanderung ging von Ludwigsthal über den Hennenkobel nach Zwiesel.
Die Anreise mit dem Zug war zwischen Regensburg und Straubing mit einem Schienenersatzverkehr unterbrochen.

Normale Reisezeit ist 2:30 Stunden bis Ludwigsthal. Wegen dem SEV dauerte die einfache Fahrt diesmal 3 Stunden. Mit dem Bayernticket kostete die Fahrt 14,- € pro Teilnehmer.

Ende Juni, mehrere Tage auf die Neue Regensburger Hütte
Mit Zug und Bus ins Stubai. Mit dem EC (München-Innsbruck) würde es nur 5 Stunden dauern. Ich habe die günstigere Variante Nahverkehr gewählt, und war einfach knapp 6 Stunden unterwegs, bevor ich den Aufstieg beginnen konnte. Kosten 9-€-Ticket und für die einfach Fahrt in Österreich 18,80 €.

Mit Bergfreund Sepp haben wir einige Wanderungen von der Hütte aus gemacht.

Da wir unten kein Auto stehen hatten konnten wir den Abstieg nach Milders machen.
Eine einsame Etappe abseits vom Stubaier Höhenweg.

Anfang Juli, mehrere Tage mit dem Grundkurs Bergsteigen auf die Guffert-Hütte.

Mit Zug und Bus dauerte es 4:40 Stunden nach Wildbad Kreuth. Die Rückfahrt war genauso lange. Für nur 9 € pro Teilnehmer. Da wäre die Parkgebühr für ein Auto schon teurer.

Fazit:

Mit Zug und Bus in die Berge geht. Die Reise dauert etwas länger. Verspätungen spielen meistens keine Rolle, dafür ist das Umsteigen manchmal etwas sportlich. Einen Sitzplatz finden geht gut, wenn man bereit ist auf dem Bahnsteig weiter nach vorne zu gehen. Die oben genannten Touren liefen zu unkritischen Zeiten. An Wochenenden während der Ferienzeit wird es um die beliebten Zielorte vermutlich enger werden.

Nach etwas Einarbeitung mit der Bahn und ÖBB App ist die Reiseplanung und Online-Buchung der Tickets einfach machbar. Lästig ist die Maske, diese ist eben Corona geschuldet. Ich konnte mich sowohl auf der Hinfahrt vom frühen Aufstehen als auch bei der Rückfahrt mit einem Power-Nap erholen. Nachdem ich nicht kontaktscheu bin, habe ich viele nette Menschen kennen gelernt.

Ich finde für die Wanderungen entstehen neue Möglichkeiten. Tagestouren sind schon ziemlich anstrengend, aber das ist es mit dem Auto auch. Ganz besonders für den Fahrer. Billiger in die Berge als mit dem 9-Euro-Ticket geht nicht. Die sogenannte letzte Meile am Ziel war für meine Ziele kein Problem. Ich gebe aber zu, manche Täler sind mit den Öffentlichen schwierig zu erreichen.  Aber auch dafür habe ich schon Ideen.

Mit den Öffis in die Berge geht auch aus Regensburg ganz gut.  Probiert es aus.

Ich mache jedenfalls weiter damit.

Siegfried Fischer