Mentale Stärke im Sport

14.02.2023

Mentale Stärke beschreibt die Fähigkeit, im entscheidenden Moment unter den gegebenen Bedingungen die bestmögliche Leistung zu erbringen und seine Trainingsleistung auch in einer Wettkampfsituation abrufen zu können.

Es gilt als selbstverständlich im Sport, dass gerade in entscheidenden Momenten maximale Kraft und Ausdauer aktiviert werden können. Dieses Verständnis von Sport war jedoch nicht immer gegeben, sondern hat sich im Lauf der Zeit entwickelt. Heute wird der Körper jedoch oft als Leistungsträger für einen messbaren und standardisierten Sport gesehen.

Leistungssportler versuchen, durch mentale Stärke ihr volles Potential abrufen zu können. Mentale Stärke beschreibt die Fähigkeit, im entscheidenden Moment unter den gegebenen Bedingungen die bestmögliche Leistung zu erbringen und seine Trainingsleistung auch in einer Wettkampfsituation abrufen zu können. Wettkampfstress, Leistungsdruck und Nervosität können der körperlichen Höchstleistung im Weg stehen; neben den physischen Aspekten und dem Trainingszustand ist auch der Kopf wichtig, um sportliche Höchstleistungen zu erbringen. Unsere Leistungsfähigkeit hängt auch von Motivation, Disziplin, Siegeswillen und mentaler Stärke ab.

Hier kommt das Mentaltraining ins Spiel. Der erweiterte, heute überwiegend verwendete Mentaltrainingsbegriff umfasst letztendlich alle Gedanken und Gefühle im Leistungssport. Als Ergänzung zum physischen Training schafft Mentaltraining die Basis für effizienteres Trainieren und eine gefestigte Wettkampf-Performance. Mentaltraining befasst sich mit dem direkten Einfluss von psychischen Prozessen auf die Bewegung. Das umfasst kognitive Strategien, die zur Optimierung eingesetzt werden, u.a. auch das wiederholte, intensive „Durchdenken“ von Bewegungsabläufen, jedoch ohne dessen gleichzeitige Ausführung. Trainierbare Bereiche sind u. a. auch Konzentration, Motivation, mentale Stärke und Wettkampfvorbereitung.

Dass der Körper in Stresssituationen Adrenalin ausschüttet, ob im Wettkampf oder in einer Prüfung, ist eine biologische Konstante und auch notwendig, um die bestmögliche Leistung abzurufen. Jedoch kann eine als zu stark empfundene Stresssituation leistungshemmend sein. Daher üben Spitzensportler, im Wettkampf nur an den nächsten Schritt zu denken, ganz in der Situation zu sein und keine Ablenkung zuzulassen. U.a. kann das durch die Konzentration auf den eigenen Atem gelingen oder durch Aktivierung positiver Bilder im Kopf (z. B. Zielankunft). Um den Adrenalinspiegel positiv zu regulieren, werden auch Meditation und Autogenes Training eingesetzt.

Entscheidend für die Entwicklung sportlicher Leistungsfähigkeit ist zudem, das richtige Verhältnis zwischen Anspannung und Entspannung zu finden. Manche Sportler nutzen Hypnosetechniken, um die Anspannung zu kontrollieren, wieder andere Tiefensuggestion, Entspannungsübungen oder positive Selbstgespräche. Derartige Selbstinstruktionen gelingen manchen Menschen leicht, andere dagegen müssen dies in kleinen Schritten erlernen. Das fällt Frauen und Männern übrigens genauso schwer oder leicht; Geschlechtsunterschiede gibt es dabei nicht, nur unterschiedliche Persönlichkeiten.

Wie können Aspekte des Mentaltrainings praktisch umgesetzt werden?

Konkrete, aber realistische Ziele setzen, die einen begeistern. Wenn ein Ziel außerhalb der realistischen Reichweite liegt, wirkt sich das negativ aus.

Lösungs- und nicht problemorientiert denken: nicht die Probleme sehen, z. B. die Stärken des Gegners, schlechtes Wetter etc., sondern nach Lösungen suchen - wie kann die eigene Stärke eingesetzt werden, um eine Lösung zu finden oder die Situation zu adaptieren?

Konzentration auf das Wesentliche – bei der Sache bleiben, sich konzentrieren. Dadurch wird u. a. auch die Verletzungswahrscheinlichkeit reduziert.

Konzentration-Ruhe-Fokus - Gefühle zur Lenkung nutzen – Autosuggestion: z. B. sich sagen, dass man ruhig und sicher ist, dass man etwas schaffen kann.

Sich den eigenen Ängsten stellen und diese nutzen: Nur die wenigsten Sportler haben überhaupt keine Angst zu scheitern, nicht gut genug zu sein, die gesetzten Ziele nicht zu erreichen usw. Man sollte sich positive Referenzerlebnisse schaffen, die einem zeigen, dass man eine Situation meistern kann. Manche Sportler nutzen ihre Angst und Anspannung auch, um sich zu energetisieren und ihren Fokus zu stärken.

Mentales Training ist übrigens auch im Kinder- und Jugendbereich sinnvoll; dabei spielt es keine Rolle, ob es um Kondition, Athletik oder Technik geht - Mentaltraining sollte genauso dazu gehören.

Es gibt kein allgemeingültiges Rezept, wie eine Fokussierung im entscheidenden Wettkampf letztendlich gelingt. Denn zum sportlichen Erfolg gehören gute Bedingungen, Talent, Fleiß, Wille, Tagesform, Wetter, Trainingszustand und daneben auch die Psyche. Und die ist zwar wichtig – aber sie allein führt niemanden zum Sieg.

Und letztendlich sollten wir bedenken: Sport soll auch Spaß machen und Entspannung bringen und der Leistungsgedanke, der ohnehin unser Leben bestimmt, nicht immer im Fokus stehen. Und Mentaltraining muss ja auch nicht zwingend dazu genutzt werden, um bessere Leistungen zu bringen – Konzentration, Ruhe und Fokus bereichern unser Leben auch ohne Leistungsbezug.